Weingeschichte

Weinreise durch die Zeit

Schon vor 10.000 Jahren wurde in Mesopotamien Wein hergestellt. Reben und Wein folgten der kulturellen Ausbreitung. Schon die alten Römer kannten über 100 Rebsorten!

 

In Deutschland verbreitete sich der Weinbau während der mehr als hundertjährigen römischen Besatzung vom Bodenseegebiet aus, das die Römer im 1. Jh. Erreichten. Im späten Mittelalter reichte deutscher Rebenanbau von Oberbayern bis nach Ostpreußen, was etwa der fünffachen Ausdehnung gegenüber der heutigen Anbaufläche entspricht.

 

80 Millionen Jahre vor Christ Geburt

            Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär. In diesen Gesteinsschichten

            wurden erste Rebsamen gefunden.

 

60 Millionen Jahre vor Christi Geburt

Tertiär; aus dieser Zeit wurden zahlreiche versteinerte Reste von Rebpflanzen gefunden. Schon damals müssen verschiedene Rebsorten existiert haben.

 

1 Million Jahre vor Christi Geburt

            Die Eiszeit verdrängte die Rebe aus unseren Gebieten in den Mittelmeerraum.

            Danach wanderte sie erneut in Mitteleuropa ein. Letzte Exemplare dieser Wildreben

            finden sich heute noch in den Auwäldern des Oberrheins.

 

10.000 Jahre vor Christi Geburt

            Steinzeitmenschen nehmen regelmäßig Trauben zu sich. Es finden sich Traubenkerne

            In großer Zahl in den Abfallhaufen der Höhlen und Siedlungen.

 

7000 Jahre vor Christi Geburt

           Erstmals wird im Niltal aus den Trauben ein Presssaft gewonnen und durch Gärung

konserviert. Die alten Ägypter nahmen in großem Umfang Bier, aber auch Wein zu sich, wie zahlreiche Abbildungen belegen. Alte Darstellungen zeigen Sklaven, die ihren betrunkenen Herrn heimtragen.

 

3000 Jahre vor Christi Geburt

Weinbau und Weinkonsum können im Südbabylonischen Uruk und in China nachgewiesen werden. Auch in Griechenland beginnt die Weinkultur. Wein wurde

damals in Tonamphoren, die man mit Pech verschloß, und in Lederschläuchen

aufbewahrt.

 

2000 Jahre vor Christi Geburt

Aus dieser Zeit sind unter Pfahlbauten in Oberitalien Rebkerne gefunden worden.Praktisch alle Völker, in deren Gebiet ein geeignetes Klima vorherrschte,

kennen den Weinbau.

 

1000 Jahre vor Christi Geburt

In diese Zeit muß wohl die Erfindung des Rebschnitts gelegt werden. Der Legende nach fraß ein Esel seinem Herrn ein paar Rebstöcke kahl. Dieser war zunächst erbost und bangte um das Überleben seiner Reben. Im nächsten Jahr jedoch wuchsen an den Rebstöcken kräftigere Triebe als je zuvor und die Trauben reiften größer und süßer heran. Da erkannte der kluge Mann, dass das Einkürzen der Triebe dem Stock zu  neuer Kraft verholfen hatte. Von da an beschnitt er seine Reben.

 

500 Jahre vor Christi Geburt

            Die Griechen brachten den Weinbau nach Gallien, in die Gegend von Massalia.

            Von dort aus hat er sich später bis in Rheintal ausgebreitet.

 

um Christi Geburt

 

Weinbau wird nun auch bei den Römern im großen Stil betrieben. Im besetzten Gallien wird der Anbau des Weines verboten, um bessere Absatzmärkte für den

Römischen Wein zu schaffen. Dieser wird in den besetzten Gebieten als Lorke

bezeichnet: Eine üble Mischung aus Wein, Salzwasser, Tannennadeln, Essig und

anderen „guten“ Zutaten.

 

um 280

 

Probus, damals römischer Kaiser, erlaubt den Germanen wieder ihren eigenen Weinbau und macht sich beim Volk dadurch sehr beliebt. Er war ein außerordentlicher Förderer des Weinbaus. Unter ihm ergrünten die Hügel entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse mit frischem Rebenlaub. Probus selbst hatte noch hochfliegendere Pläne. Er wollte , nach Friedensschluß und Sicherung des Reiches, aus seinen Soldaten Landarbeiter machen. Als diese das vernahmen, erschlugen sie ihn kurzerhand, weil ihnen das gewohnte Kriegsgeschäft als die leichtere Arbeit erschien. Probus war sozusagen der erste, der „Schwerter zu Pflugscharen“ machen wollte.

 

um 500

 

Die Germanen nahmen von den Römern nicht nur den Wein, sondern auch die Trunk(un-) sitten an. So berichtet Presbyter Salvian aus Trier: „ Die Triergauer lagen schwelgerisch beim Wein, wie die Ehrenversessenen im Rausche, gänzlich aufgelöst, rasend in Bacchus. Und zuletzt steigerte sich ihre Weinlust derartig, dass nicht einmal die Vornehmsten sich vom Saufe erhoben, wenn die Feinde in die Stadt einbrachen.“

 

um 800

 

Karl der Große war ein bedeutender Förderer des Weinbaus; er ließ Musteranlagen pflanzen, suchte nach neuen Rebsorten und befahl umfangreiche Neuanlagen von Weinbergen. Auch suchte er, durch eigenes Beispiel, die germanische Trinklust etwas zu dämpfen. Deshalb trank er nach Berichten von Einhard, einem engen Freund,

„...selten mehr als drei Becher bei Tische.“ Der Weinbau hat sich bis nach England ausgedehnt. Insbesondere Klöster pflegten den Weinbau und die Kellerwirtschaft.

 

um 1000

 

Der Weinbau dringt bis nach Sachsen vor. Urkundlich belegt ist er zu dieser Zeit in den Stiften Meissen, Magdeburg und Merseburg. Die klimatischen Bedingungen zu dieser Zeit waren wohl besser als heute, ansonsten hätten sich die Trauben nicht zur Reife entwickeln können.

 

um 1200

 

Es entwickelt sich eine gesittetere Weinkultur. Saufen im Übermaß galt als unschicklich. Es ist die hohe Zeit der romanischen und gotischen Dome, der Ritterburgen, des Minnesangs und der Mystik. Wein spielt auch hier eine zentrale Rolle, wie die Eingangsverse der „Carmina Burana“ zeigen: „ Nur bei vollem Becher flammt auf des Geistes Leuchte, Bacchus hochwillkommener Gast, trauter, benedeiter, mein Begehr und Willen ist, in der Kneipe sterben.“

 

um 1400

Die Landesherren erheben erstmals Weinzölle und Abgaben. In den Weinbauern, die ohnehin harte Arbeit verrichten mussten, mag dies arge Verbitterung ausgelöst haben.

 

um 1600

In dieser Zeit erreicht der Weinbau seine größte flächenmäßige Ausdehnung in Deutschland. Sogar auf der schwäbischen Alb gedeiht der Rebensaft. Wein ist das Volksgetränk Nr. 1. Reichliche Weinjahrgänge taten ein übriges, um eine wahrhaft weinselige Zeit in Deutschland auszulösen. Es folgte jedoch der dreißigjärige Krieg und vernichtete fast überall Weinberge und Weinkeller. Ganze Weinorte wurden ausgerottet. Die Rebfläche in Deutschland beträgt heute nur noch ein drittel der damaligen Anbaufläche.

 

um 1800

Langsam erholte sich der Weinbau und man begann mit neuer Energie vor allem den Qualitätsweinbau zu fördern.

Um 1780 wurde im Schloß Johannisberg im Rheingau die Spätlese entdeckt. Aufgrund der Überlieferung geht sie auf einen Reiter zurück, der die Leseerlaubnis, ohne die die Trauben nicht geerntet werden durften, vom Bischof in Fulda einholen sollte. Der Reiter verspätete sich um zehn Tage. Die Trauben waren mittlerweile alle von Fäule befallen und galten als ungenießbar. Um wenigstens einen armseligen Haustrunk zu keltern, ließ man die Trauben doch einholen und presste daraus ein Faß voll Wein.

Wie erstaunt mögen die Kellermeister gewesen sein, als sie das erste mal von dem Jungwein probierten? Sie fanden einen fürstlichen Trunk vor und erkannten den Zusammenhang zwischen Fäule und Weinqualität.

Diese, unter bestimmten Vorraussetzungen erwünschte Fäulnis (ein Pilz namens BOTRYTIS oder Grauschimmel), wird als „Edelfäule“ bezeichnet. In guten Jahren ist es damit möglich, Spitzenqualitäten wie Beerenauslesen und Trockenbeerenauslese zu erzeugen.

 

um 1850

 

Es bilden sich die ersten Genossenschaften oder Winzervereine. Sie sehen vor, die Trauben die jeder Winzer selbst erzeugt, gemeinsam zu keltern und den Wein zu vermarkten. Dies war eine erhebliche wirtschaftliche Verbesserung, insbesondere für die kleineren Winzer.

 

um 1900

 

Erstmals wurde mit naturwissenschaftlichen Methoden versucht, den Weinbau zu verbessern. Eine von Prof. Hermann Müller aus dem Kanton Thurgau in der Schweiz gezüchtete Rebsorte wird auf seinen Namen getauft ( Müller Thurgau ). Sie tritt nach dem zweiten Weltkrieg einen wahren Triumpfzug durch die deutschen Weinanbaugebiete an.

Verschiedene Rebkrankheiten werden um 1900 aus Amerika eingeschleppt.

-         Falscher Mehltau (Peronospora)

Diese Pilzkrankheit hatte am schlimmsten unter den hiesigen Reben gewütet, entlaubte ganze Weinberge und befiel auch die jungen Trauben.

-         Mehltau (Oidium)

Diese Krankheit befiel fast alle Rebteile, der Wein bekam einen unangenehmen Geschmack. Die Reben sahen wie mit feinem Mehl bestäubt aus; daher der Name.

-         Die Reblaus

Dieser Schädling lebt zeitweise unter der Erde und saugt an den Rebwurzeln. Dies führt zuerst zu schwachem Wachstum, und dann zu einem Absterben der Reben. Amerikanische Reben sind gegen Reblausbefall unempfindlich. Deshalb werden seit dieser Zeit alle Reben in Europa auf Wurzeln von amerikanischen Reben aufgepfropft.

 

um 1920

 

Es zeigen sich Erfolge bei der Bekämpfung der Rebkrankheiten, die Rebfläche nimmt

wieder zu.

Zwischenzeitlich hat der Weinbau auch der Kriegswirtschaft dienen müssen: Durch bestimmte Behandlung kann man die Hefe dazu veranlassen, anstatt Alkohol aus dem Zucker Glycerin zu erzeugen-die Grundlage für Nitroglycerin, den brisanten Sprengstoff.

 

um 1945

 

Erneut hatten Kriegswirren dem Weinbau schwere Schäden zugefügt, doch Fleiß und Aufbauwillen ließen die Hügel bald wieder ergrünen und brachten schon bald neue Jahrgänge in die Keltern.

 

um 1960

 

Aus Trümmern entsteht Neues und auch ein moderner Weinbau. Es werden systematische Forschungen zur Verbesserung der Weine und des Weinanbaus unternommen. Fortschrittliche Technik hält Einzug in Weinberg und Keller.

 

um 1970

 

Jetzt setzen sich Traktoren durch. Die Reben werden in Drahtanlagen gezogen, was viel Arbeitszeit einspart. Es tritt ein neues Deutsches Weingesetz in Kraft, das vor allem der Qualitätsverbesserung dient. Erstmals werden nun auch die Weinbezeichnungen eindeutig geregelt.

 

um 1980

 

Die frühen achtziger Jahre sind eine Zeit des Überflusses. Reiche Ernten machten es zeitweise sogar nötig, zerlegbare Schwimmbassins in den Kelterhallen aufzustellen um den Wein einlagern zu können. Im Zuge eines zunehmenden Umweltdenkens werden die Weinberge (bis dahin zur Unkrautbekämpfung immer wieder frisch gehackt), erstmals mit Gras eingesät, um ein Abtragen des Bodens durch Regenwasser zu verhindern.

 

um 1990

 

Auch im Pflanzenschutz ist Umdenken angesagt. Umweltfreundliche Methoden, wie das Aushängen von Pheromonfallen gegen den schädlichen Traubenwickler, werden als alternative Methoden gegenüber dem Einsatz von Giften mit Erfolg ausprobiert und tragen mit zur ständigen Qualitätsverbesserung bei.

 

 

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, was die Ärzte des alten Griechenland schon wussten: Mäßiger Weingenuß fördert die Gesundheit, Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden.

 ZUM WOHL!!